Software für Togo

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, von Stefan Lanz Einblicke

Ich bin in Westafrika. Zurück in Lomé, der Hauptstadt von Togo. Freundliche Menschen, chaotischer Verkehr, Kontraste.

Ich bin hier hergekommen, um mit Mitarbeitenden von gebana Togo und Gästen aus Indien einen Pilotversuch zur Einführung einer neuer Software durchzuführen.

Software-Team

Software für Afrika? Warum, und was hat die gebana damit vor? Fehlt es nicht an dringenderem? Nein. gebana Togo, unsere Tochterfirma in Togo, wächst. Wir kaufen Kakao und Soja von über 4'500 Kleinbauern. 25 gebana Mitarbeitende, vorwiegend junge Agronomen, beraten diese Bauern, planen die Ernte und helfen die Bio-Zertifizierung durchzuführen. Keine leichte Aufgabe. Die Wege sind weit und der Papierkrieg wird unüberschaubar. gebana möchte enger mit «unseren» Bauernfamilien zusammenarbeiten, einen besseren Überblick, mehr verstehen. Kommen die Prämien an? Wie entwickeln sich die Ernteerträge? Wen haben wir wie unterstützt? Wer wurde wann und wo besucht?

Diese und andere Daten erheben wir mit «Cropin». Cropin ist eine Software und das Produkt eines indischen Startups, welche sich nach meiner Evaluation als beste Wahl herausgeschält hat. Sie kommt per Handy direkt auf dem Feld zum Einsatz, inklusive Fotos und GPS-Vermessung. In der nächsten Kleinstadt können die Daten dann ins Büro übermittelt werden; die Mobilfunknetze entwickeln sich rasch, was dies erst ermöglicht.

Es geht dabei nicht nur darum, Papier durch digitale Daten zu ersetzen. Es geht im Wesentlichen um mehr Kontrolle und weniger Möglichkeiten für Missbrauch. Das kann weitreichende Konsequenzen haben. Die Verbindlichkeit innerhalb der Kette wächst, gerade gegenüber den schwächsten Gliedern, den Kleinbauernfamilien.

Software-Team im Einsatz

Ostafrika hat in den letzten 10 Jahren vorgemacht, wie dank Digitalisierung die Selbstbestimmung der einfachen Bevölkerung wachsen kann. Sei dies durch mehr Kontrolle über Geldflüsse dank «Mobile Payment», oder durch transparente (und damit korruptionsfreie) E-Government-Services wie das Erneuern eines Führerausweises per Internet.

Doch noch sind wir in Togo ganz am Anfang. Erst einmal diskutieren wir im Team und mit den Besuchern aus Indien die Abläufe und nötigen Informationen für die Bio-Zertifizierung und den Einkauf. Nach zwei Tagen Demonstration und Feldtests tauen unsere Landwirtschaftsberater auf. Die Diskussion wird vertieft geführt. Grossartig, welches Wissen und Engagement Rajeev und Abishek, die Kollegen aus Indien einbringen. Cropin überzeugt und ich habe Freude, in diesem interkulturellen Team mitzuwirken.

Software-Felttest

Dann vertiefen sich die Diskussionen noch mehr und wir beginnen, uns in Details festzubeissen. Die Berater versuchen, ihre Verantwortung wahrzunehmen, um die Bio-Zertifizierung richtig zu machen, verlieren dabei aber jedes Augenmass. Es droht die Gefahr, dass wir ein Datenmonster erschaffen, welches die Arbeit der Berater nicht vereinfacht, sondern komplizierter macht. Unsere Berater sagen nun, es sei gar nicht möglich diese Daten alle direkt im Feld aufzunehmen, sie müssten das am Abend bei sich zu Hause tun, tagsüber möchten sie mit Papier arbeiten. Es wird emotional: «On ne peut pas travailler avec ça».

Diskussionen über die Software

Widerstand also. Schwierig, aber auch nicht überraschend. So eine grosse Veränderung des Gewohnten, was aus der Sicht der Agronomen doch funktioniert, macht Angst und braucht Zeit. Mit dem lokalen Management beschliessen wir, die Sache weiterzutreiben. Die Technologie ist gut, wir glauben an das Projekt. In den nächsten Monaten werden wir das System in Betrieb nehmen, weitere Erfahrungen sammeln und hoffen, dass damit auch für die Berater den Nutzen, nicht Ängste, in den Vordergrund rücken. Es bleibt viel zu tun. Oder wie sagte Ursula: Fairer Handel ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Einigermassen erschöpft sitze ich nun im Flugzeug zurück nach Europa. Eine spannende Woche, eine die sehr deutlich gezeigt hat, wo die Herausforderungen liegen, aber auch das Potential für ganze Sprünge vorwärts. Eine Arbeit, die mir das Gefühl gibt, an der richtigen Stelle zu sein, dort wo ich meine Kraft dafür einsetzen kann, wirklich neue Türen aufzustossen. Das war ein weiterer Anfang!

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