Das Ende vom Kunden als König

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Fairer Handel Unternehmen

2019 haben wir zum ersten Mal Bauernfamilien in Burkina Faso direkt an unserem Schweizer Umsatz beteiligt. Insgesamt 180'000 Franken fliessen zurück in das westafrikanische Land. Dies und mehr erfuhren unsere Investorinnen und einige geladene Kunden am 22. November im Volkshaus Zürich.

Investorenabend 2019, Blick ins Publikum (1)

Der Investorenabend war gut besucht: rund 200 Investoren sowie die besten Kundinnen gebanas kamen am 22. November ins Volkshaus Zürich.

"Wir stossen den Kunden als König von seinem Thron", rief Wiedmer am 22. November 2019 in den gut gefüllten Weissen Saal im Volkshaus Zürich. Sekunden später ging ein Raunen durch die Reihen der gebana Investorinnen und Kunden.

Adrian Wiedmer hatte die Zeichnung einer Guil­lo­ti­ne auf die Leinwand projiziert. Neben der Hinrichtungsmaschine: der Vollstrecker und in dessen Hand der Kopf des hingerichteten Königs. Das sei nur ein Sinnbild, beruhigte Wiedmer seine Gäste mit einem Schmunzeln im Gesicht. Zugegeben, ein etwas zugespitztes, provokantes Sinnbild. Aber er meinte es ernst.

Mensch und Umwelt stehen im heutigen Handelssystem als Verlierer da. Ein System, das nur effizient ist bezüglich der Kosten. Die Schuld für die negativen Folgen dieses Systems schieben die verantwortungslosen Willensvollstrecker ihrem König, dem Kunden, in die Schuhe. Wie ein korrupter Hofstaat manipulieren sie ihn und können oft genug darauf zählen, dass ihr König gerne alles glaubt. Solange sein Leben im Luxus nicht gefährdet ist, schaut er weg.

Unsere Botschaft lautet deshalb: Gemeinsam ändern wir die Regeln des globalen Handels. Darüber haben wir in den vergangenen Wochen schon mehrfach gesprochen. Die Regeln, die wir ändern, finden Sie hier.

Investorenabend 2019, Adrian Wiedmer

Adrian Wiedmer, Geschäftsführer von gebana, am Investorenabend 2019 im Volkshaus Zürich

Am Beispiel von Burkina Faso zeigten wir den versammelten Investorinnen und Kunden im Volkshaus, wie wir unsere neuen Regeln in die Realität übertragen.

In Burkina Faso beteiligen wir dieses Jahr 2553 Bäuerinnen und Bauern erstmals direkt an unserem Umsatz. Das heisst sie bekommen zusätzlich zum Preis für die rohen Cashewkerne (durchschnittlich etwa 65 Rappen pro Kilo), die sie uns liefern, 10 Prozent des Verkaufspreises (also von 38 Franken pro Kilo).

Stand 22. November haben wir umgerechnet fast 80'000 Franken an 1003 Bäuerinnen und Bauern ausgezahlt. 671 davon erhielten ihren Anteil via Zahlung über Mobiltelefon, der Rest in bar. Die verbleibenden 1550 Bauernfamilien werden wir bis 15. Dezember 2019 ausbezahlen.

Die Bauernfamilien erhalten einen Betrag zwischen 7 und 164 Franken. Ausschlaggebend ist die Menge an Cashews, die ein ganzes Dorf liefert. Innerhalb eines Dorfes bezahlen wir allen Bauernfamilien den gleichen Betrag.

Wir werden diesen Ansatz Schritt für Schritt auf weitere Länder ausweiten.

Im Volkshaus ging es nach der Präsentation von Wiedmer weiter mit einer Fragerunde, in der sich Wiedmer, Kommunikationsleiterin Sandra Dütschler und Elvira Zingg vom Development Team kritischen Fragen stellten. Die Runde der Fragenden bestand aus Frank Eyhorn, CEO von BioVision, Dominik Waser, Klimaaktivist und Gründer von grassrooted, sowie Carolin Schaar, von der gebana Berlin.

Das Trio provozierte mit Fragen wie "Was macht ihr, wenn sich bei den Bauern herumspricht, wie viel ihr ihnen zahlt? Lauft ihr dann nicht Gefahr, dass sie euch zusätzlich zu ihren Bio-Früchten auch die konventionelle Ware der Nachbarn unterjubeln?"

Die Gefahr bestehe durchaus, räumte Elvira Zingg ein. "Doch durch den direkten Kontakt zu den Bauernfamilien und dadurch, dass die Umsatzbeteiligung auf Dorfebene für alle gleich ist, glauben wir, diese Gefahr klein halten zu können."

Investorenabend 2019, Carolin Schaar, Frank Eyhorn, Dominik Wasser

von links: Carolin Schaar (gebana Berlin), Frank Eyhorn (BioVision), Dominik Waser (grassrooted)

Am Abend stellten sich ausserdem Andreas Jiménez, neuer Präsident des gebana Verwaltungsrats, und Susanne Wittig vor, die ebenfalls neu Mitglied unseres Verwaltungsrates ist. Mit beiden haben wir überaus kompetente Persönlichkeiten gefunden, von deren Erfahrung wir zweifellos profitieren werden.

Andreas Jiménez war Geschäftsführer von Max Havelaar Schweiz und Biopartner, Susanne Wittig engagiert sich seit vielen Jahren bei Ashoka Schweiz und hat heute eine eigene Beratungsfirma für Unternehmen, die wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Wirkung vereinen wollen.

Es folgten kurze Vorträge von den Köpfen hinter der Konzernverantwortungs-Initiative, von den Gründern von Nikin, die mit uns und den beiden Firmen Haelixa und Ecos ein nachhaltiges und rückverfolgbares T-Shirt produzieren wollen, von einer Vertreterin von BioVision, die von ihrem Gewürzprojekt erzählte, sowie von Dominik Waser. Er sprach über Foodwaste, seinen Verein und das Gemüseretter*innen-Abo.

Allesamt hatten im Saal im Volkshaus auch Infostände aufgebaut, an denen sich unsere Investorinnen über die verschiedenen Projekte im Detail informieren konnten.

Im Anschluss an Präsentationen, Fragerunde und Vorstellung des neuen Verwaltungsrates durften die Investorinnen und Kunden selbst aktiv werden. An fünf im Saal verteilten Whiteboards luden wir sie dazu ein, ihre Gedanken und Ideen für unsere fünf neuen Regeln mit uns zu teilen.

Die gesammelten Werke verwendeten wir am folgenden Samstag in einem Workshop mit Aktivisten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Wir nutzen diese Workshops, um uns auf inhaltlicher Ebene mit Menschen auszutauschen, die unsere Werte und Vision teilen.

Die Ergebnisse können Sie unten als PDF herunterladen.

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